Normalisierung der Bedrohung

Rechte Störungen im Umfeld Thüringer Prides 2025

In den letzten Wochen haben Sicherheitsreports der Amadeu Antonio Stiftung sowie der CeMAS zu CSDs in Deutschland weite Verbreitung erfahren.

Laut der AAS wurden ungefähr 66% aller CSDs in Ostdeutschland gestört; die CeMAS hingegen zählte bei nur sechs CSDs in Thüringen “rechte Präsenzen”.

Wir kommen dabei für Thüringen zu einem noch eindeutigeren Ergebnis; unserer Auswertung zufolge konnte lediglich der CSD in Jena ungestört stattfinden.

Unsere Zahlen und Berichte zeigen: Bedrohungen von CSDs sind zur Thüringer Normalität geworden.

Insgesamt gab es diesen Sommer 12 queere Demonstrationen – elf CSDs und einen Dyke March. Von diesen wurden 11 gestört; lediglich der CSD in Jena konnte störungsfrei ablaufen.

Die queeren Demonstrationen wurden beleidigt, bedroht und verfolgt. Es wurden Hitlergrüße gezeigt, Böller geworfen und Teilnehmenden Gewalt angedroht.

Zu Störungen der An- und Abreisen sowie direkten körperlichen Angriffen kam es, soweit uns bekannt, nicht.

Auf die Polizei war wenig Verlass. In einem Fall wurde sogar das Anzeigen eines Hitlergrußes verweigert.

Es ist Teil des normalen Vorbereitungsprozesses geworden, dass CSDs in Thüringen Sicherheitskonzepte schreiben und sich auf verschiedene Bedrohungsszenarien einstellen.

Die Rechten, vor allem Jugendliche, verfolgten die CSDs oft über den ganzen Tag hinweg und versuchten u.a. Ordner*inneneinweisungen zu stören oder über Kundgebungsflächen zu laufen.

Ihr Handeln war insgesamt unkoordiniert und wirkte planlos.

Es gab mit Ausnahme von Sonneberg keine länger geplanten und als solche beworbenen Gegendemonstrationen.

Auch Parteien sowie Größen der rechtsextremen Szene beteiligten sich nicht wahrnehmbar an den Störungen, die dadurch einen ausdrücklich gesellschaftlichen und spontanen Charakter erhielten.

Fast alle Störer*innen stellten durch Kleidung, Tattoos oder Äußerungen eine recht(sextrem)e Weltsicht zur Schau.

Zu den Zahlen:

Wir haben alle “kleinen” CSDs in Thüringen besucht und Störer*innen dokumentiert. Eventuell haben wir aber Störer*innen übersehen; die Zahlen sind daher als das untere Ende der Skala zu verstehen.

Zudem haben viele Menschen die CSDs oft nur begafft, ohne sonst auffällig zu sein. Diese haben wir, wenn sie nicht mit den Demonstrationen interagiert haben (beispielsweise durch Filmen oder Pöbeln), folglich auch nicht als Störer*innen gezählt.

Aber auch vielen Gaffer*innen war anzusehen, dass ihnen die queeren Demonstrationen in “ihrer” Stadt nicht passten.

Die Zahlen aus Jena, Weimar und Erfurt haben wir bei solidarischen Menschen erfragt und bestätigen lassen.

Alle Rückblicke zu den diesjährigen CSDs sind auf unserer Website nachlesbar.