Rückblick: CSD Naumburg

am 16.08.2025

Am 16.08. waren wir in Sachsen-Anhalt beim CSD in Naumburg. Wieder einmal waren wir beeindruckt, was die CSD-Orga auf die Beine gestellt hat, denn das Bühnenprogramm war unglaublich vielfältig. Von kämpferischen Reden bis hin zu einer Zirkusshow, Live-Musik und Drag-Shows war alles dabei, womit der CSD Burgenlandkreis gezeigt hat: 

CSDs sind vor allem eine politische Demonstration, bei der es um die Verteidigung queerer Rechte geht – und trotzdem haben wir Spaß, schaffen so Sichtbarkeit, und zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen!

Von einem rechten Streamer und ein paar vereinzelten teils pöbelnden, teils still beobachtenden Faschos und Schwurblern abgesehen, gab es keinen großen Gegenprotest von Rechts. 

Dennoch wollen wir anmerken, dass hier in den entscheidenden Momenten nicht die Cops, sondern die Ordner*innen und andere solidarische Menschen des CSDs sich darum gekümmert haben, dass bedrohliche oder einfach störende Faschos und Streamer sich von der Kundgebung entfernen.

Und das, obwohl die Cops mit einem riesigen Aufgebot vor Ort waren und sogar selber einen Stand auf dem CSD hatten. 

Dass die Polizei in dieser Form auf dem CSD geduldet wurde, hat uns etwas verwundert, da es sich dabei um eine Institution handelt, die Queers historisch und bis in die Gegenwart strukturell diskriminiert, angefangen bei Stonewall (und natürlich schon weit vorher) bis hin zur verfassungswidrigen Auslieferung von Maja nach Ungarn. Und auch im Falle der Einführung eines bundesweiten Registers für Menschen, die ihm Rahmen des Selbstbestimmungsgesetzes ihren Namenseintrag haben anpassen lassen, wäre die Polizei wieder an der Verfolgung und Verdächtigung von uns maßgeblich beteiligt. 

Und auch im Kontext des CSD Burgenlandkreis wirkt es etwas schief, sah doch die Polizei vor zwei Jahren in Weißenfels offenbar keine Notwendigkeit, den CSD vor rechten Angriffen ernsthaft zu schützen. 

An solchen Ständen von inhärent diskriminierenden Behörden lässt sich wenigstens die Absurdität der Identitätspolitik wie durchs Brennglas erkennen: Ja, es gibt Queers in der Polizei wie überall in der Gesellschaft. Aber Repräsentanz führt nicht zu weniger struktureller Diskriminierung in einer queerfeindlichen Institution, ebenso wie der strukturelle Rassismus in der Polizei nicht dadurch behoben wird, dass auch Polizist*innen mit Migrationsgeschichte racial profiling betreiben.

Positiv war, dass die Stadt Naumburg offenbar versucht hat, sich deutlich zu positionieren. So hat zum Beispiel auch der Bürgermeister eine Rede auf dem CSD behalten. 

 Außerdem waren im Stadtbild an vielen Stellen Regenbogenflaggen zu sehen, vor allem auch an öffentlichen Gebäuden, wie dem Rathaus oder der Kirche.

Dennoch konnte das alles über die rechte Präsenz und das in weiten Teilen offen queerfeindliche Umfeld im Burgenlandkreis (der III. Weg hat seit geraumer Zeit einen vergleichsweise aktiven Stützpunkt dort) leider nicht ganz hinwegtäuschen. So wurden auch rohe Eier und Flaschen in Richtung des CSDs geworfen und immer wieder standen Menschen, die ihre rechte Gesinnung offen zeigten, neben oder teilweise auch auf der Kundgebungsfläche.

Dass so ein Klima es natürlich nicht einfacher macht, einen CSD auf die Beine zu stellen (zum bereits dritten Mal im Burgenlandkreis!) ist klar, weswegen wir umso dankbarer für die CSD Orga des Burgenlandkreises sind, die es dennoch geschafft haben und damit einmal mehr gezeigt haben, dass wir den Rechten keinen Raum lassen, weder in der Stadt, noch auf dem Land. 

Antifa und queerer Widerstand gehen Hand in Hand!